Samstag, 29. Oktober 2016

„Konfrontation mit China“


John Pilger
28. Oktober 2016


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
John Pilger
TJC: Erzählen Sie uns von Ihrem neuen Film „Der kommende Krieg gegen China“

John Pilger (JP): Dieser Film ist mein 60. Film und vielleicht der dringendste. Er führt das Thema weiter, zu beleuchten, wie große Macht durchgesetzt wird hinter einer Fassade von Propaganda als Nachrichten. 2011 kündigte Präsident Obama eine „Ausrichtung gegen Asien“ der US-Streitkräfte an: beinahe zwei Drittel der US-Marine-Streitkräfte sollten bis 2020 nach Asien und den Pazifik verlegt werden.

Die nicht erklärte Begründung dafür war die „Bedrohung“ seitens China, mit manchen Maßstäben jetzt die größte Wirtschaftsmacht. Der Verteidigungsminister Ash Carter sagt, die US-Politik muss jene konfrontieren, 'die Amerikas Vorherrschaft sehen und sie uns wegnehmen wollen'.

Der Film untersucht die Macht in beiden Ländern und wie die Atomwaffen in amerikanischen Augen die Grundlage ihrer Herrschaft sind. Im ersten 'Kapitel' enthüllt der Film, wie der größte Teil der Bevölkerung der Marshall Inseln im Pazifik ohne ihr Wissen in atomare Meerschweinchen verwandelt wurden mit einem Programm, dessen Geheimnisse – und erstaunliche Archiv – in Verbindung steht mit einer Raketenbasis, die jetzt auf China zielt. Der kommende Krieg gegen China wird in England am 1. Dezember in den Kinos gezeigt und im ITV (in England) am 6. Dezember.

TJC: Wie sehen Sie Australiens Rolle in Amerikas  'Ausrichtung gegen Asien'?

JP: Australien ist praktisch der 51. Staat der USA. Obwohl China Australiens größter Handelspartner ist, worauf ein Großteil der nationalen Ökonomie basiert, ist 'die Konfrontation Chinas' ein Diktat Washingtons. Das australische politische Establishment, besonders die Armee und die Geheimdienste, sind voll integriert in das, was einfach die „Allian“ genannt wird, zusammen mit den Murdoch-Medien. Ich fühle häufig eine gewisse Trauer über die Art, wie mein eigenes Land – mit allen seinen Resourcen und Chancen – eingezwängt ist in eine überflüssige, gefährliche und kriecherische Rolle in der Welt. Wenn die 'Ausrichtung' weiterschreitet, könnte Australien sich bald wieder in einem Kampf befinden, der wieder der Krieg einer Großmacht ist.

TJC: Bezüglich der britischen und amerikanischen Medien, wie kann die USA damit durchkommen, China als eine Bedrohung zu verkaufen, wenn es China umzingelt?

JP: Das ist eine Frage, die den Kern der modernen Propaganda betrifft. China wird mit einer 'Schlinge' von 400 US-Basen eingekreist, aber die Nachrichten ignorieren das und konzentrieren sich auf die 'Bedrohung' Cinas, wenn es ein paar Startbahnen auf umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer baut, deutlich als Verteidigung gegen eine US-Marine-Blockade gedacht.

TJC: Obamas Besuch in Japan und besonders Hiroshima war ein wirklich zynischer Akt. Was war Ihr Eindruck von Japan und der dortigen politischen Situation?

JP: Japan ist eine amerikanische Kolonie in allem außer dem Namen – und gewiss in seiner Beziehung mit dem Rest der Welt und besonders mit China. Der Historiker Bruce Cumings untersucht dies in einem Interview im Film. Innerhalb der Zwänge der US-Vorherrschaft, an denen Washington unbeirrt festhält, hat Japans jetziger Premier Shinzo Abe eine extreme nationalistische Position bezogen, in der Reue über die japanischen Handlungen im 2.Weltkrieg ein Tabu ist und die nach-Kriegs „Friedens-Verfassung“ wahrscheinlich geändert wird.

Abe ist so weit gegangen, sich damit zu brüsten, dass Japan Atomwaffen benutzen wird, wenn es will. In jedem US-Konflikt mi t China wird Japan – das im vergangenen Jahr seine größtes 'Verteidigungs'-Budget jemals bekannt gab – eine entscheidende Rolle spielen. Es gibt 32 US-militärische Einrichtungen auf der Insel Okinawa gegenüber China. Doch es gibt ein Gefühl im modernen Asien, dass die Macht in der Welt sich tatsächlich nach Osten verschoben hat und dass friedliche „asiatische Lösungen“ für regionale Animositäten möglich sind.

TJC: Meinen Sie, dass die neuen Handels- und Investitions-Deals wie TTIP (Transatlantic Trade und Investment Partnership) und besonders der Transpacific Partnership (TPP) Chinas Geschäfts-Operationen beeinflusssen werden?

JP: Es ist schwierig zu sagen, aber ich bezweifle es. Was bemerkenswert ist an Chinas Aufstieg, ist die Art und Weise wie es quasi im Handumdrehen eine Handels-, Investitions- und Bankenstruktur aufgebaut hat, die es mit den Bretton Woods Institutionen aufnehmen kann. Unbekannt für viele von uns, entwickelt China seine „Neue Seidenstraße“ nach Europa in einem erstaunlichen Tempo. Chinas Antwort auf die Drohungen von Washington ist eine Diplomatie, die an diese Entwicklung gebunden ist und die eine boomende Allianz mit Russland umfasst.
T.J. Coles ist der Autor von 'Britain's Secret Wars' (2016, Clairview Books)

Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. Danke - richtig gutes Interview - würde den Film gern sehen, wird er nach Deutschland in die Kinos kommen ? bei Amazon angeboten werden ? wann ?
    Heute wurde auch ein sehr interessantes Interview von Ken Jebsen mit Valentin Falin veröffentlicht (youtube) dem ehemaligen russischen Botschafter - der hat ja auch tiefe Einblicke gehabt - jau - wenn dass laut und deutlich in der Zeitung stünde........

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