Montag, 20. Februar 2012

CHURCHILLS SCHATTEN IN DER UNO


von Dmitriy Sedow
am 19. Februar 2012

Zu seiner Zeit bewies der Premierminister von Großbritannien die Tatsache, dass der Abstand zwischen einem Politiker und einem Call Girl auf ein Minimum schmelzen kann. Winston selbst wechselte oft die Partei und passte auf, woher der Wind blies und verließ sich auf seine Gefühle. Doch in der Außenpolitik war er beständig. Frankreich wird ihm auf ewig für die Zertörung seiner Flotte 1940 dankbar sein. England und Frankreich waren durch einen militärischen Beistandspakt verbunden, aber private Interessen standen über allem.
Am 3. Juni 1940 näherte sich eine britische Armada unter dem Befehl von Admiral Sommerville heimlich dem algerischen Hafen Mers-el-Kebir und es folgte ein Blutbad. Drei Schlachtschiffe und eine Menge kleinerer Schiffe sowie hundert Seeleute gingen unter. Am 6. Juni wurde das Schlachtschiff Richelieu angegriffen und beschädigt auf der Reede von Dakar. Als Ergebnis hörte die französische Flotte zu existieren auf. 130 Seeleute verloren ihr Leben. Warum? Weil Frankreich die Kapitulation in Compiègne unterzeichnet hatte und die Schiffe an die deutsche Kriegsflotte ausgeliefert werden sollten. Die Vichy Regierung hatte nicht die Absicht, sie Deutschland zu übergeben; sie beabsichtigte, sie notfalls zu versenken, aber das waren Details. Winston traf die Entscheidung.
Nebenbei bemerkt, verlief die Operation glatt. „Es tut mir sehr leid“, funkte Admiral Sommerville zu den französichen Schiffen, bevor er abzog. Ein wahrer Gentleman.
Die Russen haben auch etwas, um an ihn zu denken. Die Fulton-Rede von Churchill – ein Haufen Lügen über die Aggressivität der UdSSR – wurde der Prolog für den „Kalten Krieg“, der die sowjetische Wirtschaft erschöpfte.
Die geistigen Nachfolger Churchills scheinen die westliche politische Küche niemals zu verlassen. Ihr Motto ist – spiel ruhig einen üblen Trick, aber tu es so elegant wie möglich. Das bringt den unermüdlichen UNO-Sekretär Ban Ki -moon in den Fokus der internationalen Beobachter – und immer öfter. Erst kürzlich sprach er zusammenfassend über die Ergebnisse von 2011 auf einer Pressekonferenz und überraschte seine Zuhörer, wie er beredt jene rühmte, die Libyen zerbombten.
Da wehte der Geist Churchills in seinen Reden, als er wegschaute, da die NATO Partei ergriff in der libyeschen internen Auseinandersetzung.
Jetzt wandte sich Ban Ki-moon Syrien zu. Der Schatten Winstons ist wieder hinter seinem Rücken. Es lohnt sich nicht, alle Anschuldigungen aufzulisten, mit denen er Syriens Präsident Assad übergoss – sie kamen alle aus der ideologischen Suppe, die in der NATO-Küche brodelt. Die Hauptidee ist, dass Assad ein Feind des syrischen Volkes und der ganzen Menschheit ist. Man sollte ihn erledigen. Und lasst uns nicht die Eleganz vergessen. Nicht ein Wort über eine bewaffnete Intervention.
Gleichzeitig beachtet er die syrische bewaffnete Opposition nicht im geringsten. Ist er nicht derjenige, der klarstellen müsste, wie stark sie ist, wo die Waffen und sonstiger Nachschub herkommen? Es ist die Chimäre von der „Freien syrischen Armee“ und dem Politischen Rat der Opposition, die ständig von den Medien genannt werden. Aber ihre gut bewaffneten Einheiten sind in der Lage, der regulären syrischen Armee zu widerstehen, die für die legitime Regierung des Landes kämpft. Warum hat der Generalsekretär nicht den Wunsch zu wissen, wer diese Leute sind und was sie wollen? Vielleicht, weil ihm das Herr Rasmussen schon ins Ohr geflüstert hat? Die Konspiration des Schweigens über Schätzungen der wahren Stärke der syrischen Militanten ist ein erstaunliches Mysterium der westlichen Medien. Ban Ki-moon scheint der Urheber des Myseriums zu sein. Vielleicht werden wir bald eine neue Probe auf der Sitzung der Vollversammlung zur Situation in Syrien erhalten.
Die Aktivitäten des Apparats, der den Generalsekretär mit Information zu Syrien versorgt, wirft auch Fragen auf. Es ist das „Syrische Observatorium der Menschenrechte in Syrien", ansässig in London – ein Büro, das keinerlei Verbindung zu der UNO hat und mit Geldern, die aus geheimen Quellen kommen. Man kann es nicht kontaktieren. Vielleicht hat das „Observatorium“ Angst vor dem syrischen Geheimdienst und ist versteckt irgendwo und bewacht von irgendjemandem. Und die Daten, die von den bewachten Experten tausende Kilometer von Syrien entfernt zusammengebraut werden, werden zu „offiziellen Daten der Vereinten Nationen“ durch den Willen von Ban Ki-moon.
Alles wird auf respektable und elegante Weise erledigt, nicht wahr, meine Herren von dem SIS? [brit. Geheimdienst. D. Ü.]
Was ist mit dem Rücktritt von Mohamed al-Dhabi, Chef der Beobachtermission in Syrien? Kann die Geschichte ignoriert werden? Der General resignierte, weil sein Bericht nicht die Erwartungen der Führer der Arabischen Liga erfüllte. Sie sparten keine Anstrengung, in dem Report herumzustreichen und ihn dann in verstümmelter Form an die UNO zu schicken. Ban Ki-moon wusste das genau. Aber er nahm den Rücktritt von General Mohamed al-Dhabi mit dem üblichen Lächeln auf.
Als Antwort auf den Rücktritt begann die ideologische Suppe der NATO zu kochen und produzierte neue Informationsblasen: die Ernennung des sudanesischen Generals mit reicher Geheimdiensterfahrung auf den Posten des Chefs der Beobachtermission war ein Fehler, weil er ein Vertreter des alten Regimes war und an der Unterdrückung der demokratischen Bewegung in Darfur beteiligt war.
Hier kann man wählen – lachen oder heulen. Erst kürzlich haben die westlichen Medien Berichte über die Grausamkeiten der Darfur-Separatisten veröffentlicht - wie könnte man da auf die Idee kommen, dass dieselben Medien jemanden, der sie befkämpfte, als Schurken hinstellen?
Ban Ki-moon hat General al-Dhabi nicht getroffen, aber er hatte ein neues Treffen mit Herrn Rasmussen. Auch gut. Die beiden Generalsekretäre haben EINE Tagesordnung zu besprechen.
Es würde lange dauern, die unehrenhafte und nicht sehr elegante Politik von Ban Ki-moon zu beschreiben. Die Frage stellt sich: Als der Generalsekretär der UNO in die Reihen der NATO-Söldner eingetreten ist, wozu braucht ihn die UNO dann noch?


Dmitriy Sedow, Strategische Kulturstiftung



1 Kommentar:

  1. ob die traurige rolle der uno allein ban ki-moon zuzuschreiben ist, sei mal dahingestellt. sicher ist allerdings, daß er eine traurige marionette des us imperiums ist.

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